Pfarrei Hartkirchen /Dekanat Aigen
Die Pfarrei Hartkirchen entspricht nicht konsequent der Beschreibung von Martin Süß aus dem Jahr 1828, Zum Zeitpunkt der Schlacht bei Aidenbach zählte zumindest ein Teil der von Martin Süß 1828 dokumentierte Pfarrei Mittich noch zur Pfarrei Hartkirchen.
Bei der Bearbeitung ist aufgefallen, dass die Gefallenen aus Reding, bei Süß 1828 der Pfarrei Mittich zugeordnet, z. B. in der Totenliste der Pfarrei Aidenbach der Pfarrei Hartkirchen zugeordnet sind. Auch in den Trauungsbüchern der Pfarrei Hartkirchen sind die Brautleute aus Reding aufgeführt, weil in Hartkirchen getraut. Was der Grund für diese Diskrepanz ist, ist zu klären, hat aber keine direkten Auswirkungen auf die Bearbeitung. Folgender Eintrag in Matrikula online bei der Pfarrei Mittich weist, darauf hin, dass zur Zeit der Schlacht bei Aidenbach zumindest Teile der 1828 als eigene Pfarrei aufgeführte Pfarrei Mittich noch zur Pfarrei Hartkirchen gehörten.
Mittich wurde 1090 eine Filiale der Pfarrei Hartkirchen, deren Betreuung seit 1143 das Augustinerchorherrenstift St. Nikola übernahm.Im Jahr 1610 wurde Mittich Vikariat und 1696 eine dem Kloster St. Nikola inkorporierte Pfarrei. Nach der Säkularisation wurde Mittich 1806 eine selbstständige Pfarrei [1]
Die Pfarrei Mittich a. Inn entsprechend der Beschreibung von Martin Süß aus dem Jahr 1828. Die Pfarrei umfasste 1828 112 Häuser mit 841 Seelen. Darin einbezogen Reding (Retting), das aber in unseren Recherchen unter der Pf. Hartkirchen behandelt wird.
[1] Matrikula Online, Pfarrei Mittich
Die Pfarreien Hartkirchen und Mittich auf der Landkarte (gemäß Dokumentation von Martin Süß, 1828)
Pfarrei Hartkirchen Pfarrei Mittich
Eintragungen im Sterbebuch der Pfarrei Hartkirchen a. Inn
Das Sterbebuch gibt allerdings keine direkten Hinweise auf Tote vom 8. Januar 1706. Lediglich die kryptischen Angaben bei drei Toten vom 11. Januar, 2. Februar und 1. März mit „ex vulnere, vulneratus und nochmal vulneratus“ => Sterbefälle Hartkirchen 001-05_0075, weisen stark darauf hin, wie auch bei vielen weiteren Sterbebüchern, dass einzelne Männer nach Hause gebracht wurden und dort an den Verwundungen starben.
Möglicherweise wurden keine Toten nach Hartkirchen gebracht und dort begraben.
Eintragungen in den Sterbebüchern Pfarrei Mittich
Die Sterbebücher von Mittich für 1706 sind nicht in Matricula. Vielleicht liegen sie noch irgendwo versteckt in einem Pfarrarchiv.
Im Sterbebuch der Pfarrei Aidenbach sind eine Vielzahl von Männern aus Reding , begraben im dortigen Friedhof, aufgeführt, siehe unten. Zusätzlich sind zwei Männer aus Afham, nämlich Stephan Kren
und Michael Stich, beide verheiratet, aufgeführt.
Eintragungen in Sterbebüchern der Pfarreien Aidenbach und Beutelsbach
Die Eintragungen insbesondere im Sterbebuch von Aidenbach zeigen ein erschreckendes Bild. Allein aus dem Weiler Reding gibt es sieben Verheiratete und vier Ledige, also elf Männer, die auf dem Friedhof von Aidenbach begraben sind. Insgesamt sind es 14 in Aidenbach Bestattete aus Hartkirchen incl. Reding. Weitere vier Tote finden wir auf dem Friedhof von Beutelsbach bestattet. Dazu kommen noch die drei verwundet nach Hartkirchen heimgekehrten und dann verstorbenen jungen Männer. Insgesamt zählen wir also 21 Tote aus der Pfarrei Hartkirchen namentlich erwähnt.
Eintragungen im Trauungsbuch der Pfarrei Hartkirchen
Franz Herrndobler, unermüdlicher Helfer bei den Transkripten vieler Trauungs- und Sterbebücher hat auch hier wertvolle Arbeit geleistet. Er hat die Trauungsbücher 1706, 1707 und 1708 von Hartkirchen genauestens transkribiert.
Damit haben wir die Möglichkeit, die Trauungen bei denen „relicta vidua“ als Bräute aufgeführt sind, zuzuordnen zu Toten, in den Sterbebüchern von Aidenbach und Beutelsbach aufgeführt, und auch Witwen zu erkennen, deren Ehegatte eines natürlichen Todes gestorben ist.
Insgesamt wurden 25 Witwen „rel. vid.“ im Zeitraum 1706 bis einschl. 1708 verheiratet. Davon konnten sechs Witwen von verstorbenen Ehegatten im Sterbebuch von Aidenbach und eine einem verstorbenen Ehegatten im Sterbebuch von Beutelsbach zugeordnet werden. Zwei der verstorbenen Ehegatten sind nach Überprüfung der Sterbebücher von Hartkirchen eines natürlichen Todes gestorben. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Männer der restlichen 16 Witwen nicht aus dem Massaker vom 8. Januar 1706 zurückgekehrt sind.
In den weiteren Bearbeitungen der Matrikel des Dekanats Aigen a. Inn sowie des Dekanats Pfarrkirchen werden wir die Statistiken verfeinern und daraus untere und obere Werte und einen Mittelwert (Relationen Witwen zu Opfern der Schlacht bei Aidenbach) errechnen, aus denen wir die Opferzahlen vom 8. Januar 1706 statistisch plausibilisieren.
Erste Hilfsrechnungen lassen erkennen, dass einer „rel. vid.“, im Trauungsbuch in der Zeit von 1706 bis 1708 aufgeführt und für die kein, eines natürlichen Todes verstorbener Ehemann in den Sterbebüchern zu finden ist, jeweils Tote vom 8. Januar 1706 mit Faktor 2 zuzuordnen sind.
Damit ergeben sich zusätzlich zu den 21 namentlich genannten Toten aus den 16 unbestimmten „rel. vid.“ multipliziert mit dem Faktor 2 weitere 32 Tote.
D.h. die Pfarrei Hartkirchen hätte insgesamt 53 Tote vom 8. Januar 1706 zu beklagen.
Überprüft wurde auch, dass die „rel. vid.“ sämtlich aus der Pfarrei Hartkirchen a. Inn incl. der Ortschaft Reding stammten.
Die Untersuchungen im Trauungsbuch werden auch durch die Eintragungen im Familienbuch von Hartkirchen im Wesentlichen bestätigt.
Eintragungen in den Trauungsbüchern Pfarrei Mittich
Die Trauungsbücher von Mittich sind nicht in Matricula. Vielleicht liegen sie noch irgendwo versteckt in einem Pfarrarchiv.
Eintragungen in den Taufbüchern, untersucht, ob es, wie manchmal bei anderen Pfarreien, Hinweise auf verstorbene Väter gibt, führen hier zu keinem Ergebnis.
Zusammenfassung
Die Pfarrei Hartkirchen einschl. der hier betrachteten Ortschaft Reding hatte sehr viele Tote vom 8. Januar 1706 zu beklagen. Es wurden keine Toten vom 8. Januar, gestorben bei Aidenbach, auf dem Friedhof von Hartkirchen begraben (ausgenommen die Verwundeten und später in Hartkirchen drei Verstorbenen) . Die Toten wurden entweder auf den Friedhöfen von Aidenbach und Beutelsbach namentlich genannt, bzw. in den Massengräbern vom Reschendobl, Kleeberg bzw. Handlberg, ohne Namensfeststellung begraben.
Die Pfarrei Mittich ist schlecht zu erfassen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es ähnliche Totenzahlen geben könnte wie in der südlich angrenzenden Pfarrei Hartkirchen.