Pfarrei Aidenbach /Dekanat Aidenbach

 Die Pfarrei Aidenbach 1706 entspricht der Beschreibung von Martin Süß aus dem Jahr 1828. Die Gesamtbevölkerung teilt sich etwa je zur Hälfte auf den Markt und auf die umliegenden Ortschaften der Pfarrei auf.

Die Pfarrei Aidenbach auf der Landkarte (gemäß Dokumentation von Martin Süß, 1828


Zur Quellenlage

 

Das Kampfgeschehen am 8. Januar 1706 wird in sämtlichen Quellen als „Bauernschlacht bei Aidenbach“. Im Rahmen der Untersuchungen wird hier auf das Geschehen und auf die Beteiligten näher eingegangen.

Das Wetter

Grundsätzliche Aussagen zu den klimatischen Bedingungen Anfang des 18. Jahrhunderts weisen auf eine „Kleine Eiszeit“ für den Zeitraum 1645 – 1715 während eines sog. „Maunder-Munimus“ hin [1].


[1] John A. Eddy, Solar Detective, Dies at 78. In: NY Times online, 17. Juni 2009

John A. Eddy, Solar Detective, Dies at 78. In: NY Times online, 17. Juni 2009
John A. Eddy, Solar Detective, Dies at 78. In: NY Times online, 17. Juni 2009

In der „Klimageschichte Europas“ [1] finden sich zu den einzelnen Jahren detailliertere Angaben. Welche Temperaturen Anfang Januar 1706 de facto zu verzeichnen waren, kann aber auch daraus nicht abgelesen werden.


[1] Rüdiger Glaser, Klimageschichte Europas, 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, 3. Auflage, S. 177

Rüdiger Glaser, Klimageschichte Europas, 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, 3. Auflage, S. 177
Rüdiger Glaser, Klimageschichte Europas, 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, 3. Auflage, S. 177
Rüdiger Glaser, Klimageschichte Europas, 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, 3. Auflage, S. 177
Rüdiger Glaser, Klimageschichte Europas, 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, 3. Auflage, S. 177

Ein weiterer Hinweis könnte sein, dass man bei den kaiserlichen Truppen den „tiefen Bach“,  als Hindernis sah. Wäre der Bach zugefroren gewesen (wir sind dort in den Kinderjahren in kalten Wintern Schlittschuhgefahren und haben Eisstock geschossen), die Soldaten wären problemlos darüber marschiert.

Der Anmarsch der „Kaiserlichen“ auf Aidenbach

In der Begründeten Relation [1] ist der Anmarsch am 8. Januar von Schloss Guteneck über Haidenburg nach Aidenbach beschrieben. Als Fakten werden noch genannt:

....Der Feind, als er dieses wahrgenommen, hat, weil man kais. Seits über einen tiefen Bach defiliren u. dadurch sich ziemlich verweilen müssen, Zeit gewonnen u. sich auf ein hohes Feld vor einem Wald postirt, auf welchem der General durch u. neben dem Markt Aidenbach über die zu passiren sehr beschwerlichen u. bergigen Felder die Infanterie u. Kavallerie, so gut es immer sein können, zusammen geschlossen u. auf den ganz vorteilhaftig, der Kundschaft nach bei 7000Mann starken Feind bis ungefähr 200 schritt nahe avanciert, in der Hoffnung eine standhafte Gegenwehr zu bekommen....“

Die bisherigen Annahmen zum Anmarsch-Weg von Haidenburg nach Aidenbach gehen davon aus, dass die Truppen des Generals v. Kriechbaum durch den Haidenburger Wald von Schöfbach her auf den Markt Aidenbach zumarschiert sind.

Gemäß der Historische Karte von 1826 und damit vermutlich auch vorher hab es lediglich nördlich vom Markt am Rand von Karling einen schmalen Steg für den Fohlenweideweg, von Haidenburg herkommend. Dort wo jetzt vom Markt her die Straße Richtung Schöfbach und Haidenburg führt, war 1706 weder Weg noch Steg.

Weiter südlich in Heft zeigt die Karte zweifelsfrei eine Furt. Sie führt über den Aldersbach von Haidenburg über Köching und Mistlbach her. Es ist also wahrscheinlich, dass sich die kaiserlichen Truppen über die Furt Richtung Kleeberg bewegten.


 [1] Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06; Riezler-v. Walmenich; 104; S. 47

Übergänge über den "Aldersbach", dargestellt anhand der Historischen Karte, 1828 (BayernAtlas)
Übergänge über den "Aldersbach", dargestellt anhand der Historischen Karte, 1828 (BayernAtlas)

Weitere Hinweise zum Anmarsch-Weg der "Kaiserlichen" von Haidenburg nach Aidenbach zum Kampfgebiet liefern die Verhörprotokolle der Herrschaft Haidenburg":

„Simon Huber Ledl zu Köching, in der negst Aitenbach vorbeigegangenen Pauern Niederlag ist ihm von dem General Kriechbaumischen Völkhern all dessen haus ruiniet, dann 20 Metzen Habern 4 Stückhel Leinwand, a 10 Gulden 2 gröbere Stückhl a 8 gulden dann das Gewand von ihm, seinem Weibe und Kindern und auch Kühe, genommen worden..“

Köching liegt direkt auf dem Weg von Haidenburg nach Aidenbach über Mistlbach. Es ist anzunehmen, dass die Fourage mit den genannten „Munitionswägen“ im Hinterland des Kampfgebietes und damit in Köching gehalten wurden. (Aussage des Johann Plattner aus Kleeberg: Der „Vogerl“ sagte mir, dass sein Vater immer mal erwähnte, „die Kaiserlichen sind von Mistlbach hergekommen.“ Ob dies eine sonst nicht bekannte Überlieferung ist, kann bisher nicht bestätigt werden.)

Alternative Anmarsch-Wege der "Kaiserlichen" von Haidenburg ins Kampfgebiet (favorisiert wird der Weg über Köching/Mistlbach)
Alternative Anmarsch-Wege der "Kaiserlichen" von Haidenburg ins Kampfgebiet (favorisiert wird der Weg über Köching/Mistlbach)

Die Kampfhandlungen der Bauernschlacht beschränkten sich auf den südlichen Bereich der Pfarrei Aidenbach (rote Umrandung).


Eintragungen im Sterbebuch der Pfarrei Aidenbach

Die 8. Jan. factum est proelium hic Aidenpachii inter Rusticos defendentes suam patriam Bavaricam, et militem Caesareum, ceciderunt ex parte rusticorum quatuor millia, ex caesareis autem tantum octo (?). Ex quibus in coemeterio parochiali hic sepulti sunt sequentes.

1. Mathias Nagl Sohn von Mistlbach hat gehabt 2 Miss. 2. Mathias Thomer filius fabri ferrarii huius loci. 3 sacra. 3. Gansmayr von Rotthoff 4. Melchior Reindl Schmelzensohn von Gunzing: habuit 2 Miss. et unum sacrum cant. et 3 vigil. 5. Josephus Schönhouer Schwabensohn von Gunzing habuit 2 Miss. et unum sacrlkum cant. 6. Weber sohn von Gunzing Jacobus Plindthammer aet. suae 21. 7. Philippus Vagerberger filius operarii huius loci habuit 2 Miss. et unum sacrum cant. 8. Carolus Goppinger Pachman zu Carrling habuit 2 Miss. et unum sacrum cant. 9. Bartholomaeus Hueber bauer zu Reding alle auß 10. Thomas Khnecht bey dem baur am Orth zu Reding Hartkhürcher 11. Thomas Ältl baur zu Reding pfahr bey 12. Martin Göschl zu Reding Scherdting. 13. Paulus Prott(sp)er (?) zu Reding

f. 49v:

14. Schuesteffel sohn von Reding. alle auß 15. Michael Halbpaur zu Reding. Hartkhürcher 16. Jacob Sürth sohn von Reding pfahr bey 17. Michael Perghammer Würth zu Reding Scherdting 18. Vitus Prommer schneider zu Reding 19. Adamus Baurn sohn am garten zu Reding 20. Stephan Kren von Äffämb beede auß Müthinger 21. Michael Stüch von Äffhämb pfahr bey Scherdting 22. Martin Mayr von Gangheimb auß Hechenstetter pfahr. 23. Tagwerckher des Buchenöeders 24. Moßmiller oder Moßbaur sohn von Pfahrkhürchen. /Später nachgetragen:/ Joannes Stöyxner 25. Georg Zimmermaister sohn von Pockhing auß 26. Michael Baur zu Auxspach Pockhinger 27. Vitus solutus Würthkhnecht zu Pockhing pfahr. 28. Wolff Schnelhammer schuester zu Innzing 29. Caspar Gaißblaßl sohn von Inzing 30. Andreas Stadler solutus auß Würdinger pfahr. 31. Georgius Khayser zu Pernzing auß Harrkhürcher pfahr. 32. Thomas Seiberth Millner sohn auß der pfahr. 33. Millner sohn von Malgestorff 34. Simon Stöckhl pfaffenhouer auf der Haith 35. Lorenz Prindtl auf der Leithen auß Münsterr pfahr. 36. Thomas Reschaur sohn von Hechenstatt. 37. Sebastianus Steger von Schwertling auß Pirnbeckher pfahr. 38. Hannß Hainrich Künstl Wachtmeister 39. Philippus Hueber zwey brüeder 40. Stephanus Hueber 41. Jacobus Parzbaur von Oberwesterbach auß Köstlär pfahr. 42. Joannes Moser von Gunzing. 

 

Die Gefallenen der Pfarrei Aidenbach

Aus der Pfarrei Aidenbach selbst sind nachweislich 9 Tote. Die Brüder Huber Philipp und Stephan konnten bisher keiner Pfarrei zugeordnet werden.

Insgesamt sind im Friedhof von Aidenbach 41 Tote aus 13 Pfarreien begraben. Allein aus Reding, einem Ortsteil der Pfarrei Mittich, sind 11 Tote dokumentiert. 

 

Unbekannte sind auf dem Friedhof von Aidenbach nicht begraben. Es ist davon auszugehen, dass am Handlberg eine Vielzahl von Toten im Massengrab liegt.

Download
Liste_in Aidenbach begraben.pdf
Adobe Acrobat Dokument 422.2 KB
Download
Gefallene_Pfarrei Aidenbach.pdf
Adobe Acrobat Dokument 394.3 KB

Herkunft der Gefallenen innerhalb der Pfarrei (Ortsteile)

Von der Projektgruppe wird auch angestrebt, soweit möglich von den Gefallenen die frühere, exakte Anschrift (HausNr.) festzustellen und deren Herkunft geografisch möglichst transparent darzustellen. Für die Gefallenen der Pfarrei Aidenbach konnten die früheren Hausnummern bisher nicht ermittelt werden. Die Ergebnisse sind in nachfolgender Karte daher mit grünen Kreuzen mit Bezug auf die Herkunfts-Ortsteile dargestellt.

Quelle: Pfarrbuch der Pfarrei Aidenbach
Quelle: Pfarrbuch der Pfarrei Aidenbach

Entwicklung der Trauungen in der Pfarrei Aidenbach in den Jahre 1705 - 1709

Das Trauungsbuch der Pfarrei für den Zeitraum 1705 bis 1710 ergibt ein eindeutiges Bild. Wir haben im Untersuchungszeitraum nur ganz wenige Heiraten von Witwen. Trotz genauer Durcharbeit gibt es keine Witwe, bei der ein Bezug zu einem Gefallenen hergestellt werden kann. 

Denkmäler und Gedenktafeln in der Pfarrei Aidenbach