Dekanat Aidenbach (Stand 1828 - nach Martin Süss)

Pfarreien im Dekanat Aidenbach

Quelle: Martin Süss, 1828
Quelle: Martin Süss, 1828
Dekanat Aidenbach (Stand 1828 nach Martin Süss)
Dekanat Aidenbach (Stand 1828 nach Martin Süss)

Quellen zur Bauernschlacht 1828

Das Dekanat Aidenbach ist durch Joseph Pamler um 1850 auf tausenden handgeschriebenen Seiten in Chroniken der einzelnen Pfarreien detailliert beschrieben.

Das „Geschichtsprojekt Joseph Pamler“ das über die Website des Marktes Aidenbach www.aidenbach.de abzurufen ist, gibt einen Überblick über die gesammelten Werke.

Wie bereits erwähnt, ist in einem Abschnitt auch Pamlers Arbeit zur Aidenbacher Bauernschlacht 1706 zu finden.

Wir haben damit bereits ein umfassendes Bild der von dem Geschehen am 8.Januar 1706 betroffenen Gegend.

Die Kampfhandlungen am 8.Januar 1706 sind begrenzt auf ein kleines Gebiet von etwa 7 Quadratkilometern südlich und östlich von Aidenbach, westlich von Beutelsbach und nördlich von Egglham. 

Nachfolgend werden die Kirchenbücher sämtliche einzelnen Pfarreien des Dekanats Aidenbach untersucht.

Höchst unterschiedlich waren Männer aus den 12 Pfarreien in das Geschehen involviert.

 

Männer einzelner Pfarreien war nicht oder nur in geringem Umfang in das Geschehen vom 8.Januar 1706 eingebunden. Ursache dafür könnten die bisher nicht untersuchten Vorgänge vom 29.12.1705 bei Liessing südwestlich der Stadt Vilshofen könnten sein. Hierbei sollen nach unbestätigten Berichten 300 Bauernkämpfer durch kaiserliche Truppen getötet worden sein. (Es wird derzeit versucht, zu diesem Vorgang Informationen ausfindig zu machen). Weiteren Untersuchungen vorgreifend kann es sein, dass dieser Vorgang Einheimische aus dem unteren Vilstal derart eingeschüchtert hat, dass sie sich nicht am Geschehen bei Aidenbach eine Woche später beteiligten. 

1) Die im maximal 8 - 10 Getöteten, die evtl. dem Geschehen in Liessing zuzuordnen sind, werden hier mitgezählt.
1) Die maximal 8 - 10 Getöteten, die evtl. dem Geschehen in Liessing zuzuordnen sind, werden hier mitgezählt.

Detaillierte Ausführungen zu den einzelnen Pfarreien des Dekanats Aidenbach erreichen Sie über die obigen Links.

In Relation zu den damaligen Bevölkerungszahlen und der männlichen Bevölkerung zwischen 18 und 50 Jahren (männliche Arbeitskräfte) ergibt sich folgendes Bild:

Auf folgender Karte sind die Gefallenen der Bauernschlacht bei Aidenbach 1706 im Dekanat Aidenbach in Relation zur damaligen männlichen Bevölkerung zwischen 18 und 50 Jahren dargestellt. 

Der Anteil von rund 8% für das Dekanat Aidenbach liegt deutlich unter dem Wert für die gesamte, betroffene Region (Dekanate Aidenbach, Aigen, Fürstenzell, und Pfarrkirchen - siehe Seite "Unfassbares Leid für die gesamt Region") mit rund 17%. Allerdings sind bei diesem Wert auch über 800 Gefallene enthalten, deren Herkunft bisher nicht ermittelt werden konnte. In der nachfolgenden Karte wird auch deutlich, dass die Opferzahlen insbesondere aus dem südöstlichen Teil des Dekanats kommen.


Die Toten von Liessing (29./30.12.1705)

Liessing gehörte 1705 zur Pfarrei Aunkirchen, Dekanat Aidenbach. Liessing ist jetzt Teil der Stadtgemeinde Vilshofen.

Joseph Pamler beschreibt den Ort in der Chronik der Pfarrei Aunkirchen.[1]

Was ist dort passiert?

Die Vorgänge sind bisher noch unzureichend geschichtlich erforscht.


 [1] Chronik Pfarrei Aunkirchen, Joseph Pamler, Transkript Dr. Herbert Bögl

Das Denkmal

Ludwig Maier hat das Denkmal beschrieben[1]. Er spricht dabei von „...am 29.Dezember 1705 niedergemetzelten Bauern aus dem Vilstal.


 [1] G´wunna hat z`letzt nur unseroans, Ludwig Maier, S.13, S.111

Ludwig Maier, G´wunna hat z`letzt nur unseroans, S.13,
Ludwig Maier, G´wunna hat z`letzt nur unseroans, S.13,

Verschiedene Variationen der Beschreibung des Ereignisses.

Joseph Pamler[1]

Prof. Scharrer[2]

Dr. Karl Wild[3]

Ludwig Maier[4]

D`Arnan[5]

Max Karl Graf v. Löwenstein..., [6]

Aussage des gewesenen Kommandanten Inzinger[7]


 [1] Die Schlacht bei Aidenbach, Joseph Pamler, 1859

[2] Chronik Stadt Vilshofen, Franz Seraph Pamler, S. 228ff

[3] Zwölfhundert Jahre Vilshofen 776 – 1976, Dr. Wild, S. 53

[4] G´wunna hat z`letzt nur unseroans, Ludwig Maier, S.13

[5] Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. . Wallmenich,20.

[6] Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. . Wallmenich,28

[7] Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. .Wallmenich,275

Chronik Stadt Vilshofen, Franz Seraph Pamler, S. 228
Chronik Stadt Vilshofen, Franz Seraph Pamler, S. 228
Chronik Stadt Vilshofen, Franz Seraph Pamler, S. 229f
Chronik Stadt Vilshofen, Franz Seraph Pamler, S. 229f

Zwölfhundert Jahre Vilshofen 776 – 1976, Dr. Wild, S. 53
Zwölfhundert Jahre Vilshofen 776 – 1976, Dr. Wild, S. 53
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. . Wallmenich, 20
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. . Wallmenich, 20
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. . Wallmenich,28
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. . Wallmenich,28
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. .Wallmenich,275
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. .Wallmenich,275
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. .Wallmenich,275
Akten zur Geschichte des bairischen Bauernaufstandes 1705/06, Riezler u. .Wallmenich,275

Einfluss der Zahlen auf die Recherche zu den Toten vom 8. Januar 1706

300 Tote in Liessing hätten großen Einfluss auf und die Totenzahlen der Schlacht bei Aidenbach vom 8. Januar 1706.

 

Aus diesem Grund wurden detaillierte die Untersuchungen in den folgenden Pfarreien durchgeführt. Damit sollen evtl. Schnittmengen zwischen beiden Ereignissen und die Auswirkungen auf die Pfarreien festgestellt werden.

Pfarrei Pleinting

Die Pfarrei Pleinting grenzt nahe an Liessing (Pfarrei Aunkirchen) an.

In den Matrikeln konnten keine Toten zu den Geschehen weder vom 30.Dezember1705 noch zum 08. Januar 1706 festgestellt werden

Pfarrei Galgweis

Erstaunlicherweise finden sich weder in den Sterbebüchern noch in den Trauungsbüchern der nahen, vilsaufwärts gelegenen Pfarrei irgendwelche Hinweise zu den Geschehen weder vom 30.Dezember 1705 noch zum 08. Januar 1706. Zusätzlich wurden die Häuserbücher von Walchsing[1], Kriestorf und Gainsdorf[2] untersucht.

Es liegt kein Sterbebuch der Pfarrei Galgweis für das Jahr 1706 vor. Die Recherche über das Verhältnis der Trauungen mit relicta vidua ergibt keine signifikante Erhöhung der Verheiratung von Witwen ab 1706 bis 1709.

Joseph Pamler macht einen Hinweis. „Mathias Wagner Stimpfl zu Gergweis“[3], gefunden in dem „Briefbuche“ der Herrschaft Haidenburg.

Der Pfarrer nimmt es nicht so genau mit dem Vornamen Mathias bzw. Matthaeus. Am 08. September 1667 ist Sohn Matthaeus des Mathias Wagner, Stimpfl zu Gergweis geboren[4].

Zwischen 1700 und dem 22.August 1706 finden wir Taufeinträge zu 5 Kindern des Mathias Wagner, Stimpfl zu Gergweis. Dann verliert sich die Spur, auch zur Witwe Salome.

Ob Mathias Wagner, Stimpfl zu Gergweis, bei Liessing Ende 1705 oder bei Aidenbach am 08. Januar 1706 getötet wurde, lässt sich nicht aufklären. 

Pfarrei Vilshofen

In den Matrikeln finden wir nur in geringem Umfang Hinweise auf die Geschehen vom 29./30.Dezember 1705 und zum 08. Januar 1706.

Prof. Scharrer beschreibt dies in seinem Buch, siehe weiter oben. Das Sterbebuch der Pfarrei Vilshofen bestätigt die Angaben von Scharrer [5]. Der Müller Jakob Schadenhuber aus Aspertsham, Pfarrei Fürstenzell wurde am 07. Januar, einen Tag vor dem 08. Januar begraben „..alhier belessiert bebracht worden..“. Die Brüder Adam und Andreas Noienöder wurden am 13. Januar in Vilshofen begraben. Es ist davon auszugehen, dass sie am 08. Januar bei Aidenbach getötet wurden. Interessant der kurze Hinweis auf „tribus millibus“ => 3.000 Tote 

Pfarrei Aldersbach

Das Sterbebuch von Aldersbach gibt Hinweise auf Tote in Liessing und auch auf Tote bei Aidenbach[6]. Es ist davon auszugehen, dass der Paulus Perger, Mathias Stimpfl, Johann N. und Simon Nagl bei Liessing getötet wurden. Andreas Laibauer, Pf. Triftern und Stefan Pageder, weil erst am 15. Januar bzw. 26. Januar begraben, in Aidenbach verwundet , bzw. getötet wurden.[7]

Eine Überprüfung des Trauungsbuches ergibt für 1706 keine Auffälligkeiten[8] 

Pfarrei Uttigkofen

Das Sterbebuch von Uttigkofen [9] gibt keinen Hinweis auf Tote vom 30. Dez. 1705. Die dort aufgeführten Toten sind dem Geschehen in Aidenbach zuzuordnen. Die insgesamt 8 Toten, begraben in den Friedhöfen Uttigkofen und Emmersdorf, begraben zwischen dem 12. Januar bis  27. Januar sind nicht in Verbindung zu bringen mit dem Geschehen am 30. Januar 1705 bei Liessing.

Eine Überprüfung des Trauungsbuches ergibt für 1706 keine bedeutenden  Auffälligkeiten[10] 

Pfarrei Aidenbach

Die Vorgänge in der Pfarrei Aidenbach sind umfangreich untersucht. Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es keine Beteiligung von Männern aus der Pfarrei beim Geschehen am 30.12.1706 in Liessing. 

Pfarrei Holzkirchen

Zur Pfarrei Holzkirchen liegen keine Matrikel aus der Zeit vor 1723 vor. Trotz intensiver Suche durch qualifizierter Heimatforscher (z.B. Dr. Herbert Wurster und Dr. Karl Niederhofer) wurden bisher keine belastbaren Daten zur Beteiligung von Männern aus der Pfarrei Holzkirchen, weder am Geschehen bei Liessing noch bei Aidenbach gefunden. Lediglich ein Pfarreimitglied (Bernauer) ist an anderer Stelle als Toter von Aidenbach identifiziert.


 

[1] Häuserbuch Walchsing, Richard Pesl, 1998

[2] Häuserbuch Kriestorf und Gainstorf, Richard Pesl, 2000  

[3] Die Schlacht bei Aidenbach, Joseph Pamler, 1859

[4] Galgweis Taufen, 001-04_0048

[5] Vilshofen Sterbefälle 1686 – 1741; 010-01_0097

[6] Aldersbach; Sterbefälle; 003-03_0325 u. 003-03_0326

[7] Die Schlacht bei Aidenbach, Joseph Pamler, 1859

[8] Trauungen Aldersbach,1700 – 1709, Graphik

[9] Uttigkofen Sterbefälle 1649 – 1745; 010-02_0171, 010-02_0172

[10] Trauungen Uttigkofen,1700 – 1710, Graphik 


Zusammenfassung

Die intensiven Recherchen zeigen aktuell, dass 10 - 12 Männer bei dem Gemetzel in Liessing ums Leben gekommen sind. 

Eine Überlegung, dass eine große Anzahl von Männern in einem Massengrab, ähnlich denen in Reschndobl, Kleeberg bzw. Handlberg, verscharrt ist, ist eher unwahrscheinlich. 

Die Zahlenangabe von 300 Massakrierten stammt aus den Berichten vom kaiserlichen Oberst D` Arnan bzw. Max Karl Graf v. Löwenstein und stellt sich bisher als nicht belastbar dar.