Pfarrei Beutelsbach /Dekanat Aidenbach
Die alte Pfarrei Beutelsbach, 1286 erstmals urkundlich erwähnt, war von 1447 bis 1803 dem Kloster Fürstenzell inkorporiert.
Die Pfarrei Beutelsbach entspricht in ihrer Ausdehnung, außer im Süden, den Gemeindegrenzen. Dort reicht sie, insbesondere am Reschendobl, in die Gemeinde Egglham bzw. mit Ober- und Unterthambach , Ober- und Unterthalham, Haasen und sowie Unterhörbach in die Gemeinde Haarbach hinein.
Nach der "Tabellarischen Beschreibung des Bisthums Passau von Matin Süß, 1828, zählten nachfolgende Ortschaften, Weiler und Einzelgehöfte zur Pfarrei Beutelsbach:
Die Pfarrei Beutelsbach auf der Landkarte (gemäß Dokumentation von Martin Süß, 1828
Zur Quellenlage
Die Kirchenbücher der Pfarrei Beutelsbach sind sehr umfangreich, gut lesbar und mit den bestens ausgeführten Familienbüchern ab der Mitte des 17. Jahrhunderts ein familiengeschichtlicher Schatz. Sie harren der Aufarbeitung.
Wichtige Hinweise bietet auch die Chronik der Pfarrei Beutelsbach. Weil diese im Transkript aktuell im „Geschichtsprojekt Joseph Pamler“ auf der Website des Marktes Aidenbach nicht online erscheint, wird sie (vorübergehend) auf dieser Website veröffentlicht.
Eintragungen im Sterbebuch der Pfarrei Beutelsbach
Angaben zu Toten, Vermissten und Verwundeten schwanken bei kriegerischen Auseinandersetzungen gewaltig. Je nachdem, woher sie kommen. Diese Subjektivität begleitet uns seit Jahrtausenden. Zeitnah und aktuell bei den Auseinandersetzungen in der Ukraine.
Die Zahlen der Toten auf der Seite der bayerischen Aufständischen schwanken zwischen 2.000 und 4.000 Männern. Die Verluste der kaiserlichen Truppen werden in einem offiziellen Bericht mit „8 tote und blessirte Mann u. noch weniger Pferde“ angegeben[1]
Die kaiserlichen Truppen insgesamt mit „800 zu Fuss u. 600 zu Pferd“[2] angegeben.
Die Anzahl der Aufständischen vor Ort wird angegeben mit „7.000“, die der Massakrierten mit „“....4.000 wenig hundert..“[3]
Der Pfarrer von Tödtling (= Pfarrei Egglham) schreibt von 3.000 Toten, Pfarrer Schönbuchner meldet im Sterbebuch von Beutelsbach „...über 2.000 am Cleeberg negst Peitslpach, wie auch an anderen Orthen auf der Wahlstatt gebliben,...“[4]
Pfarrei Schönbucher, Zisterzienser aus dem Kloster Fürstenzell, hat uns eine sorgfältige Aufstellung der Toten erhalten.
Ohne die Seite „Pfarrei Beutelsbach; Sterbefälle - 002_07_0250“ hätten wir keinen Nachweis für das Geschehen am 8.Januar 1706. Wenigstens hat Joseph Pamler Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen Pfarrchroniken von Aidenbach und Beutelsbach die Vorgänge mit Hinweisen aus verschiedenen Pfarrbüchern des Dekanats Aidenbach hinterlegt.
Dazu gibt es mehrere Transkripte, u.a. von Joseph Pamler und von Dr. Herbert Wurster sowie dem Team 1706.
[1] Akten zur Geschichte des baierischen Bauernaufstandes 1705/06;Riezler-v. Wallmenich; 104, S.47
[2] Akten zur Geschichte des baierischen Bauernaufstandes 1705/06;Riezler-v. Wallmenich; 104, S.46
[3] Akten zur Geschichte des baierischen Bauernaufstandes 1705/06;Riezler-v. Wallmenich; 104, S.48
[4] Sterbebuch der Pfarrei Beutelsbach;
Die Gefallenen der Pfarrei Beutelsbach
Die Kampfhandlungen der Bauernschlacht beschränkten sich auf den westlichen Bereich der Pfarrei Beutelsbach (rote Umrandung).
Opferzahlen gemäß Sterberegister
Es ist davon auszugehen, dass die 13 unbekannten Bestattungen nicht aus der Pfarrei Beutelsbach stammen.
22 Tote stammen aus der Pfarrei Beutelsbach. Zehn waren verheiratet. Ein Verheirateter ist, seinen Abstammungsort betreffend, nicht identifiziert.
Von den neun identifizierten Witwen haben sechs wieder geheiratet, drei haben nicht mehr geheiratet. In einer Familie hat die Tochter des getöteten Bauern bereits 1706 geheiratet.
Herkunft der Gefallenen innerhalb der Pfarrei
Von der Projektgruppe wird auch angestrebt, soweit möglich von den Gefallenen die frühere, exakte Anschrift (HausNr.) festzustellen und deren Herkunft geografisch möglichst transparent darzustellen. Für die Gefallenen der Pfarrei Beutelsbach konnten die früheren Hausnummern ermittelt werden. Die Ergebnisse sind in nachfolgender Karte dargestellt.
Entwicklung der Trauungen in der Pfarrei Beutelsbach in den Jahre 1700 - 1709
Quelle: Matrikula Pfarrbücher Pfarrei Beutelsbach ...
Im Vergleich zum Zeitraum 1700 - 1705 nahm die Zahl der Trauungen von Witwen in den Jahren 1706 - 1709 signifikant zu (19), was ja auch angesichts von 10 verheirateten, Gefallenen nicht überraschend ist.
Von den neun identifizierten Witwen haben sechs wieder geheiratet, drei haben nicht mehr geheiratet. In einer Familie hat die Tochter des getöteten Bauern bereits 1706 geheiratet.
Bestattungen im Friedhof Beutelsbach
Die Bestattungen im Friedhof von Beutelsbach sind mit 89 Namen bzw. die Zahl von 13 zusätzlichen unbekannten Körpern beziffert.
Pfarrer Schönhuber hat die namentlich bekannten Bestattungen gut beschrieben. Alter, Familienstand, Beruf und Herkunft sind, geht man mit den Daten vertieft in die Matrikel hinein, bei nahezu allen Toten der Pfad zur Identifikation.
43 sind verheiratet, 42 ledig, bei 4 ist der Familienstand nicht festgestellt. Das Durchschnittsalter beträgt 32,0 Jahre
Die bekannten Bestatteten kommen aus 22 verschiedenen Pfarreien. Sie werden statistisch dem jeweiligen Dekanat und Pfarrei zugeordnet.
Bestattungen in Massengräbern
Im Sterbebuch der Pfarrei Egglham (Tödtling) gibt es einen Hinweis auf Massengräber. Die Angaben sind aber nicht zahlenmäßig belastbar.
Handlberg-Pfarrei Aidenbach
Am Handlberg soll es ein Massengrab geben. Der Grundeigentümer Christlmeier Josef (Hausname Stocker) hat persönlich berichtet, dass beim Bearbeiten der Felder früher öfter Gebeine „rausgeackert“
wurden. Einen konkreten Hinweis auf Massengräber bzw. eine Zahl zu dort Bestatteten am Handlberg findet man nicht. Allerdings gibt es am Handlberg im Denkmalatlas „Frühneuzeitlicher
Bestattungsplatz mit Massengräbern der „Schlacht bei Aidenbach“ (1706) => D-2-7444-0183. Worauf dies begründet ist, ist nicht bekannt.
Kleeberg und Reschndobl
Von unschätzbarem Wert sind die Angaben im Sterbebuch der Pfarrei Beutelsbach :
„...auf dem Cleeperg siehet man 4 grueben, darinen liegen begraben 318, auf dem Reschenberg aber sind zu sehen : 6 : worinen sich 600 und bey 40 Todte Cörper befindten, welche erstere von mir
rite eingeseegnet worden.“
Massengrab Kleeberg
Bisher gibt es keinen Hinweis auf die genaue Lage dieser 4 Gruben. Auch Johann Plattner, Eigentümer der Flächen am Kleeberg und Heimatforscher hat versichert, dass es keine konkreten Funde
zu Bestattungen, bzw. einer Lage der Gräber gibt.
Interessant ist die Formulierung zur Festlegung des Bodendenkmals im Bayerischen Denkmalatlas => D-2-7444-0022. Da werden zwei völlig unterschiedliche Bodendenkmäler und
Zeiten miteinander verknüpft. Bemerkenswert auch die weitläufige, nierenförmige Begrenzung des Bodendenkmals. Der Versuch, mit Hilfe des ALS – DGM01 – Geländemodell im Bayernatlas ein
evtl. Massengrab am Kleeberg sichtbar zu machen, gelingt nicht. Hügelgräber sind auf dem ALS sowie im Gelände erkennbar. Von den 4 Gruben mit 318 Bestattungen dort auf dem Kleeberg fehlt
jede Spur. Mit geophysikalischen Methoden könnte man zumindest die landwirtschaftlichen Flächen außerhalb den Waldflächen problemlos untersuchen. Schaut man sich die Historische Karte von 1826
an, so waren große Teile der Flächen am Kleeberg bewaldet. Ob man dort die Gräber zwischen den Wurzeln angelegt hat, wäre zumindest merkwürdig. Vielleicht aber sind die Gräber auch etwas weiter
weg von der als Bodendenkmal vermuteten Verdachtsfläche.
Massengrab Reschndobl
Pfarrer Schönbuchner schreibt von 6 Gruben mit ca. 640 Bestattungen.
Am Reschndobl gibt es ein Denkmal. Es wird berichtet, dass darunter immer wieder Gebeine, die auf den Feldern im Umkreis gefunden wurden, bestattet sind. Einen Nachweis für die Massengräber lieferten Fotos, etwa um 1940 aufgenommen, die dankenswerterweise von Familie Ziegler (Hausname Graupp) aus Oberham, Gde. Beutelsbach, zur freien Verwendung übergeben wurden. Es zeigt drei junge Burschen aus Beutelsbach, wie sie am Hanganschnitt mit einer Vielzahl von Menschenknochen spielen.
Aidenbacher Burschen, einige haben das bestätigt, sind in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ebenfalls dorthin gegangen und haben nach Wertgegenständen gesucht. Außer „wertlosen“ Knochen aber angeblich nichts gefunden.
Wieso sind die Massengräber partiell freigelegt? Dies ist darin begründet, dass die Massengräber im Blättermergel der Oberen Süßwassermolasse liegen => siehe Geologische Karte. Die Mergel (Miagl) werden zur Verbesserung von Ackerflächen abgegraben und auf minderwertigeren Böden aufgetragen. Dabei wurden vor langer Zeit Teile der Massengräber geöffnet. Es ist davon auszugehen, dass oberflächige Schürfungen im, durch die Fotoaufnahmen eingegrenzten Bereich, ohne besonderen Aufwand auf Bestattungen treffen würden.
Lokalisierung der Massengräber (Grundlage historische Karte von 1826)
Der Resch vom Reschndobl´: Wer war der sagenhafte Held?
"Nur ein kleiner Haufen Landesverteidiger war noch übrig, der sich zuletzt in das Hofgebäude des Reschen in Dobl gezogen hatte, entschlossen, das Leben so teuer als möglich zu verkaufen. Da unter diesen, mehrere noch mit Schießwaffen versehen waren, so verteidigten sie sich noch einige Zeit mit Nachdruck, jede Gnade mit Verachtung zurückweisend. Da warfen die Feinde Feuer in den Hof, das Feuer griff um sich, und nun Tod von Innen und Außen. Immer seltener fallen die Schüsse, immer mehr verstummt das Kampfgeschrei. Schon schlagen prasselnd die Flammen aus den Dachungen hervor als schauerliche Grabesfackel für die heldenmäßig gefallenen Kämpfer. Aber noch steht ein Mann an einem bisher von dem Flammen verschonten Winkel an der Scheune, hastig schießend und wieder ladend als achte er nicht der ringsum zuckenden Flammen und der vielen an ihm vorbeisausenden feindlichen Kugeln. Er schießt, und jede Kugel trifft ihr Ziel; - er schießt –krachend stürzen die brennenden Balken über ihn zusammen – seine letzte Kugel hatte noch die Brust eines feindlichen Offiziers durchbohrt."[1]
War der Resch von Dobl die Sagengestalt der Bauernschlacht von Aidenbach1706, ähnlich dem Schmied von Kochel, dem tapferen Kämpfer aus der Sendlinger Mordweihnacht 1705? In dem historischen Freilichtspiel „Lieber bairische sterben… Aidenbach 1706“ wird es so dargestellt.
Dokumente zu den damaligen Vorgängen sind äußerst spärlich. Authentisch zum direkten Geschehen am 08.Januar ist lediglich der Bericht des Freiherrn von Gemmel an die Administration. Hinweise auf den „Helden vom Hof des Reschen in Dobl“ sind dort nicht zu finden.
Ein Hinweis auf den Resch zu Dobel ist in den Archivunterlagen des Barons Freiherr v. Aretin von Haidenburg zu finden. Pamler, er war dort in der Zeit um 1850 Schlossbenefiziat und hat festgehalten:
“Peter Nagl Resch zu Dobel, den haben sie gänzlich abgebrannt, es ist Alles zu Grunde gegangen und hat 10 Kinder“
Dieser Satz lässt den Schluss zu, dass der damalige Resch zu Dobel, Peter Nagl nicht der Held der letzten Kugel war.
In der Liste der im Pfarrbuch von Egglham aufgeführten Toten (siehe Pfarrei Egglham) findet sich kein Peter Nagl, aber an 6. Stelle ist genannt: „6.Georg ein Reschen-Sohn von Dobel“[2]
Eine weitere Recherche nach „Georg, einem Reschen Sohn von Dobel“ ist jedoch nicht möglich, da die Tauf-, Trauungs- und Totenbücher der Pfarrei Tödling (Egglham) durch die Brandschatzung der kaiserlich österreichischen Truppen vernichtet wurden[3]
Aber gibt es nach dem 8.Januar 1706 zum Reschnbauern, dem Peter Nagl, keine Eintragungen? Der hatte doch 10 Kinder! Die Suche in den Kirchenbüchern der Pfarrei Tödling nach 1706 brachte bisher keine Ergebnisse. Kein Hinweis weder auf den Peter Nagl noch eines seiner Kinder waren zu finden.
Über einen Zufallsfund konnten dann doch Hinweise auf die „Reschn vom Dobl“ entdeckt werden. Caspar Schmierdorfer, aus einer bekannten Brauer- und Metzgerfamilie des Marktes Aidenbach, stammend ist mit einer Reihe von Kindern in den Taufbüchern der Pfarrei Aidenbach vermerkt. Und als Taufpaten, männlich wie weiblich, sind die „Reschn von Dobl“ vermerkt. Insgesamt acht Kinder des Caspar Schmierdorfer wurden in der Pfarrkirche von Aidenbach von den Reschn von Dobl aus der Taufe gehoben[4].
Betrachtet man die Einträge näher, so finden wir die Magdalena Lindinger am 8.3.1705 als Taufpatin, dann am 26.07.1706 wieder als Taufpatin, aber jetzt als „Naglin“.
Marcus Lindinger, ihr Ehemann muss wohl zwischenzeitlich verstorben sein.
Welche Möglichkeiten gibt es? Ist er am 8.Januar tatsächlich auf seinem Hof verbrannt? Dann hätte man ihn wohl in der Totenliste neben dem Georg, dem Reschnsohn, genannt.
Wahrscheinlich ist, dass er zwischen dem 8.3.1705 und dem 8.Januar 1706 verstorben ist.
Am 26.7.1706 ist die Reschin bereits als Magdalena Naglin im Taufbuch der Pfarrei Aidenbach verzeichnet[5].
Für ein Ableben des Marcus Lindinger vor dem 8.Jan. 1706 spricht, dass es keinen Trauungseintrag der Eheleute Peter und Magdalena Nagl gibt und deutet darauf hin, dass deren Heirat vor dem 8.Jan. 1706 war und der Eintrag mit dem Trauungsbuch bei der Brandschatzung vernichtet wurde. Damit ist jedoch nicht eindeutig der natürliche Tod des Lindinger Markus, dem Resch von Dobl, vor der Katastrophe nachgewiesen, aber doch recht wahrscheinlich.
Zum Peter Nagl selber konnten bisher weder Tauf-, Trauungs- noch Sterbedaten gefunden werden. Auch keine Daten zu leiblichen Kindern. Vermutlich hatte Peter Nagl, trotz der Angabe von zehn Kindern im Haidenburger Protokoll, keine eigenen, leiblichen Kinder[6].
Ob Georg, ein Reschnsohn von Dobl die Sagengestalt der Bauernschlacht bei Aidenbach 1706 war, sofern es diesen real gegeben hat, ist möglich. Ziemlich sicher waren es nicht der zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbene Marcus Lindinger oder dessen Nachfolger, Peter Nagl, zumal dieser in den nachfolgend dargestellten Archivdokumenten „zur Gant des Resch von Dobl 1713“[7]in den Jahren danach aufgeführt ist.
Die Dokumentation zum „Der Gant[8]
des Resch von Tobl 1713“, liefert Informationen zum weiteren Schicksal des Reschnhof von Dobl.
In den Transkripten zur Gant, durchgeführt von der Herrschaft in Haidenburg, sind folgende Fakten festgehalten:
Peter Nagl, der Resch von Tobl hat sich wegen der Zerstörung seines Anwesens durch die Brandschatzung am 8. Januar 1706 verschuldet.
Der Stadel ist „abgeprennt“, der Wolf Weinperger, ein Verwandter, hat“hergöbn zu erpauung des Reschn Hauses 23 holz löhn (Bretter), Jede zu 16 Xr (Kreuzer),
„ Joseph Griespacher, Mullner in Hengsperg fordert an den Ganthmann .......zum Cosstenpau (Bau des Stadels) Hergegebnen 30. Läden ieden 6X, Zusambn 3fl (Gulden“ “, „Stephan Stattner Zimmermann von Egglhamb, fordert an ihmeaussenstendig Taglohngeltern Von Hauspau hergelichen 1 fl 12X. Schneeperger, Bürger und Paader zu Aydenbach hat..... dem Peter Nagl zu widerpauung seines abgesprungenen Stadl paar Vorgeliche...
Der wirtschaftliche Niedergangs des Hofs beim Reschn zu Dobl lässt sich folgendermaßen rekonstruieren:
Die Zeiten waren ohnehin schon vor den Ereignissen der Bauernschlacht nicht gut. Der Spanische Erbfolgekrieg brachte schon seit Jahren zusätzliche Steuerlasten. 1705 starb der Bauer Marcus Lindinger. Die Bäuerin heiratete schnell den Peter Nagl.
Am 8. Januar 1706 wurde der Hof komplett in Schutt und Asche gelegt. Es gab keine Erntevorrätemehr. Das Vieh dürfte auch weggetrieben worden sein. Der Sohn Georg, aus der 2. Ehe der Reschin, kam in der Schlacht um.
Der Peter Nagl, gerade erst ein paar Monate als Bauer auf dem Hof, dürfte restlos überfordert gewesen sein. Die Familie traumatisiert. Man ging, so geht es aus den Gantunterlagen hervor, an den Wiederaufbau des Reschnhofes. Der Resch blieb seine Abgaben seit 1705 bei der Herrschaft in Haidenburg schuldig. Saatgut und Futter konnte nur gestundet übernommen werden.
1710 wurde der Gantprozess eingeleitet. 1713 liegt das 3. Gantprotokoll vor mit einer Gesamtsumme an Verbindlichkeiten von 894 Gulden 39 Kreuzer und 2 Heller.
Das Schuldenregister ist enorm. Allein die Aufarbeitung des komplexen Zahlenwerkes aus den Gantprotokollen wäre eine separate wissenschaftliche Arbeit wert.
Wer waren die Gläubiger?
o An erster Stelle die Herrschaft in Haidenburg
o Hier kommen bisher völlig unbekannte Begriffe wie
o Landshuter Fourage Anlage, Cassarman Quartiersanlage, Concurrenzanlage.
o Dann das Heiratsbuch der Kinder aus erster Und zweiter Ehe der Reschin
o (Die Schuldner zum Wiederaufbau werden hier nicht nochmal notiert)
o aber weiter: Mantlmühler (Mandlmühle, Markt Aidenbach) als Kindsvormund
o Christoph Aigner, Zechprobst des Gotteshauses in Uttigkofen für Zehent
o Michael Mühldorfer, Gastwirt zu Haydenburg, eG. Geliehenem Geld
o Ludwig Puzenberger, Bürger und Gastgeber zu Ortenburg, wg. eines abgekauften Pferds
o Georg Schwarzhuber, Prey zu Dötling, wg. Ausstehender Steuern
o Ullerich Hueber, Knecht weg. Lohn
o Blasy Bester von Hitzling fordert geliehenes gelt
o Marcus Wibmberger, Sigl in Thal, als Vormund
o Magdalena Plimblin, des Schlagers von Kriestorf Dienstdirn weg. Lohn
o Elisabeth Pinderin, des Mörtlpauers zu Hollerbach (Markt Aidenbach) Dienstmensch weg. Lohn
o Bernhardt Willeuthner weg. Geliefertem Getreide
o
Bemerkenswert:
Eines draufgesetzt haben noch der Pfarrvikar von Dötling, Emanuel Schwaiger, und der Schulmeister von Egglham, Georg Wilhelm Paur. Der Stiefsohn des Reschn, Daniel
Lindinger, ist am 30. Mai 1713 verstorben. Gottesdienst, Seelgerät und zwei Jahre ausständiges Weichandbrodt, insgesamt 9 Gulden 20 Kreuzer
Der Schulmeister hat dem Fass den
Boden ausgeschlagen mit der Forderung von insgesamt 3 Gulden 30 Kreuzer für Funeralien (Begräbnis)
o
Gesamtforderung aus der Gant
Fein säuberlich aufgelistet, manchmal mit Interesse (Zins) ergänzt ergeben sich Summa aller eingedickten Nagl Schuldten 894 Gulden 39 Kreuzer 2
Heller
Was wissen wir noch?
Wie der Gant zum Abschluss gebracht wurde ist (noch) nicht bekannt, dazu sind die Unterlagen noch nicht gefunden.
Der nachfolgende Besitzer war Johann Renner. Wie er den Hof übernommen hat ist noch nicht geklärt. Vermutlich hat er den Hof gesteigert. Der Hof blieb mehrere Generationen mit unterschiedlicher Namensfolge in Familienbesitz. Die Spiegl, Resch von Dobl, waren die letzten Bauern dort. Seit kurzem sind der Hof und die umliegenden Liegenschaften einschl. dem Denkmal am Reschndobl im Eigentum der Lindnergroup in Arnstorf.
[1] Joseph Pamler hat 1859 alles, was er recherchieren konnte, in der Abhandlung „Die Schlacht bei Aidenbach am 8.Januar 1706“ als §29 zur Geschichte des Marktes Aidenbach nebst kurzer Beschreibungen der zur Pfarrei Aidenbach gehörigen Ortschaften zusammengefasst. Pamler J., Geschichte des Marktes Aidenbach nebst kurzer Beschreibung der zur Pfarrei Aidenbach gehörigen Ortschaften, § 29, Die Schlacht bei Aidenbach, S. 61. Online unter www.aidenbach.de => Geschichte => Geschichtsprojekt Joseph Pamler=>Die Schlacht bei Aidenbach 1706
[2] Recherche: Die Suche nach Matrikeln ist ab dem Zeitraum Mitte des 17.Jahrhunderts dank www.matricula-online.eu und www.genteam.at meist recht erfolgreich. Wiederum Dank an Dr. Wurster und das Archiv des Bistums Passau für diese archivarische Leistung. Einmalig für sämtliche süddeutschen Bistumsarchive.
[3] Wieder zu Pamler:
„In dem Taufbuche der Pfarrei Tödling steht“ => Auszug als Anlage
Folgt man dem dortigen Pfarrvikar so war der Verlust des Pfarrhofes mit den Büchern größer zu bewerten als die 3000 Gefallenen.
Die Tauf-, Trauungs- und Totenbücher der Pfarrei Tödling, der jetzigen Pfarrei Egglham, bis zum 8.Januar 1706 sind tatsächlich durch die Brandschatzung der kaiserlich österreichischen Truppen vernichtet worden.
[4] Maria Magdalena 11.6.1698 Magdalena Lindinger
Anna Maria. 29.6.1699 Catharina Lindinger (ist vermutlich verschrieben, weil
die Kindsmutter Catharina heißt, sowas passiert )
Joseph 2.1.1702 Marcus Lündinger
Gertrudis. 8.3.1703 Magdalena
Catharina. 17.9.1707 Magdalena Naglin
Martinus. 2.11.1709 Petrus Nagl Resch zu Tobl
Franciscus Antonius 2.3.1713 Petrus Nagl Resch zu Dobl
[5] Man darf sich nicht an den kurzen Zeiträumen stören, die sich in den Matrikeln zwischen dem Tod eines und der Wiederverheiratung des übrig gebliebenen Ehepartners erkennen lassen. Wir finden da gerade nach der Bauernschlacht 1706 in den Sterbematrikeln der umliegenden Pfarreien Spannen mit knapp drei Monaten zwischen Tod des Ehemanns und Wiederverheiratung der Witwe (relicta vidua).
[6] Weitere Informationen zur Familie der Reschn zu Dobl:
Aus den Taufbüchern der Pfarrei Aidenbach gibt es den Hinweis ab 1698 bis 1705, dass Marcus und Maria (Magdalena) Lindinger die Reschnbauersleute waren. Der Marcus Lindinger stammt aus
Untertillbach und ist dort als Sohn der Eheleute ...... 1646 geboren. Die beiden haben drei „Lindinger“-Kinder miteinander:
o Gertrude, sie starb 1720 als „alte Reschntochter“
o Matthias, er heiratete 1732 die Magdalena Wimmer aus Karling, Pfarrei Aidenbach
o Daniel, er starb am 30.5.1713 mit 22 Jahren in der Pfarrei Egglham. Dazu später mehr.
In den Gantprotokollen von 1713 finden wir eine Nachlassregelung aus dem Jahr 1677, ergänzt 1687. Dort finden wir die Namen von sechs weiteren Kindern.
Zwei hatte die Reschin in erster Ehe. Wenn die Recherchen zutreffend sind, dann hatte die Maria Magdalena Nagl letzlich insgesamt vier Ehemänner.
Wie der erste Ehemann hieß, ist gänzlich unbekannt. Es sind nur die Namen der Töchter dieser Ehe bekannt:
o Rosina, sie hat den Gregor Nagel zu Lapperting, Pfarrei Johanniskirchen geheiratet
o Barbara, außer dem Vornamen nichts bekannt
Mit dem zweiten, Schmidt genannt, das ist aber vermutlich nicht der Nachname, hatte sie vier gemeinsame Kinder:
o Margaretha, geb. Ca. 1666, sie heiratete den Christoph Weber, Rauscher zu Mödlsbach, Pfarrei Johanniskirchen,
o Maria, geb. ca. 1667, sie heiratete den Wendlinger von HochenEdt?
o Georg, geb. ca. 1671, er starb in der Bauernschlacht am 8.Jan. 1706
o Agathe, geb. ca. 1676, sonst kein Hinweis.
Beim Aufaddieren der Kinderschar vom Reschndobl, Stand 1706, zählt man nur neun namentlich bekannte. Ganz genau hat man es wohl damals in dem Protokoll nicht genommen.
[7] Staatsarchiv Landshut unter Schlossarchiv Haidenburg A 13 aufbewahrte Akt :
Gant des Resch von Tobl 1713
Weil das Statsarchiv Landshut große Teile seines Archiv über das Findmittelbuch zugänglich macht und man die Kopie über Datenträger für einen akzeptablen Unkostenbetrag „frei Haus“ geliefert bekommt, sind derartige Recherchen auch für einen berufstätigen Heimatforscher möglich.
Umfangreiche Unterlagen, aber schwer leserlich. Dr. Heribert Bögl, ehemaliger Lehrer am Gymnasium Vilshofen, ist für solche Transkripte ein nicht ersetzbarer Helfer. Seine Leistungen für die Heimatforschung sind bisher nicht gewürdigt.
Dr. Bögl hat die 28 Einzelteile der Protokolle vor kurzem auf 12 maschinengeschrieben Seiten transkribiert.
Die Protokolle bringen Licht ins Dunkel um die Familie des Resch von Tobl
[8] Die Gant ist ein alter Rechtsbegriff. Kurfürst Maximilian lässt 1616 für Ober- und Niederbayern das Ganthrecht aufsetzen => Anlage Text 1616
Es ist das Insolvenz- und Versteigerungsrecht. Prinzipiell heute derselbe Rechtsvorgang wie vor 400 Jahren.
Denkmäler und Gedenktafeln in der Gemeinde / Pfarrei Beutelsbach